Diabetes vorbeugen am Arbeits­platz: Tipps für Arbeit­geber

In Deutschland leben laut International Diabetes Federation mehr als 9,5 Millionen Menschen mit Diabetes (Stand: 2019). Und es werden immer mehr. Gerade im Berufsleben sorgt die "Zuckerkrankheit" für viele Herausforderungen – auch für Arbeitgeber. Wir zeigen Ihnen, wie Sie mit gezielten Präventionsmaßnahmen das Risiko für Ihre Mitarbeiter senken können, an Diabetes Typ 2 zu erkranken.

Viel Zucker, viel Fett, wenig Sport – schon lange warnen Experten vor den gesundheitlichen Folgen eines ungesunden Lebensstils; und zwar in allen Schichten und Altersgruppen. Nicht umsonst gilt Diabetes mellitus Typ 2 mittlerweile als Volkskrankheit: Unter allen Diabetes-Erkrankten leiden laut Bundesministerium für Gesundheit 90 bis 95 Prozent an Typ-2-Diabetes. Und viele Erkrankte wissen nicht einmal, dass sie Diabetes haben: Laut International Diabetes Federation sind unter den 9,5 Millionen Erkrankten etwa 4,5 Millionen Diabetes-Fälle unentdeckt.

Neben genetischer Veranlagung zählen nachweislich Stress, eine schlechte Ernährung, Übergewicht, mangelnde Bewegung und übermäßiger Alkoholkonsum zu den größten Risikofaktoren. Da sich die chronische Erkrankung des Stoffwechsels meist schleichend im Laufe des Lebens entwickelt, nannte man sie früher auch "Altersdiabetes". Mittlerweile erkranken aber auch immer häufiger junge Menschen.

Mit gravierenden gesundheitlichen Folgen: Diabetiker sind häufig müde, unkonzentriert und besonders anfällig für Infekte. Gleichzeitig schädigt ein erhöhter Blutzuckerspiegel langfristig Nerven, Gefäße und Organe und führt zu lebensbedrohlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkten, Schlaganfällen und Durchblutungsstörungen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt sogar davor, dass Diabetes bis zum Jahr 2030 eine der sieben führenden Todesursachen ist.

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Diabetes als Herausforderung für Unternehmen

Das mindert nicht nur die Lebensqualität der Patienten, sondern stellt auch Unternehmen vor immense Herausforderungen. Denn Diabetiker, bei denen eine Basistherapie mit Ernährungsumstellung und Bewegung nicht gelingt, brauchen im späteren Verlauf eine Therapie mit Antidiabetika und/oder Insulin, sind in der Regel weniger belastbar und melden sich häufiger krank. Bei schwerwiegenden Folgebeschwerden kann es sogar passieren, dass Kollegen monatelang ausfallen oder gar nicht mehr an den Arbeitsplatz zurückkehren. Ein Unternehmen, das langfristig Erfolg haben will, ist aber auf gesunde, leistungsstarke, motivierte und vor allem anwesende Mitarbeiter angewiesen. Die gute Nachricht: Durch gezielte Maßnahmen können Arbeitgeber das Risiko ihrer Angestellten, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, deutlich senken. Die wichtigsten Stellschrauben dabei: Aufklärung und Prävention.

1. Betriebliche Gesundheitstage

Nicht immer ist Gleichgültigkeit der Grund für eine ungesunde Lebensweise und Übergewicht. Manchmal fehlt es einfach am nötigen Hintergrundwissen. Betriebliche Gesundheitstage sind darum eine gute Maßnahme, um Mitarbeiter über Diabetes zu informieren und in ihnen das Bedürfnis zu wecken, den eigenen Gesundheitszustand langfristig im Auge zu behalten – und im besten Fall zu optimieren.

Helfen können hierbei externe Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen, etwa Ernährungsberater, Fitnesstrainer und Psychologen. Besonders effektiv sind Workshops und Seminare, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern die Menschen aktiv einbeziehen: zum Beispiel durch Messungen des Körperfettes oder des Body-Mass-Index und Fitnesstests.

Ein positiver Nebeneffekt: Gemeinsame Aktivitäten stärken den Zusammenhalt und fördern die Kommunikation in den Teams. Unternehmen, die in solche Events investieren, verbessern also nicht nur die Gesundheit ihrer Mitarbeiter, sondern auch das Arbeitsklima.

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2. Ernährungsprogramme in der Kantine

Eine ausgewogene Ernährung hilft dabei, Diabetes vorzubeugen. Das ist wissenschaftlich belegt. Experten empfehlen, soweit wie möglich auf Salz, Zucker und Alkohol zu verzichten und nur in Maßen rotes Fleisch zu essen. Stattdessen: Viel Gemüse, komplexe Kohlenhydrate wie sie in Vollkornbrot und Hülsenfrüchten vorkommen sowie fettarme Milchprodukte.

Unternehmen können noch mehr tun, als die Mitarbeiter nur über die Auswirkungen der eigenen Ernährung aufzuklären. Sie können sie auch bei der Umsetzung im Alltag unterstützen. Etwa indem in der firmeneigenen Kantine spezielle Gerichte angeboten werden oder mit Aktionen auf eine gesunde Ernährung hingewiesen wird. Denkbar sind beispielsweise zuckerfreie Tage, ständig wechselnde vegetarische Gerichte und die Option, nur halbe Portionen zu bestellen oder auf bestimmte Bestandteile wie fettige Soßen, das Dressing oder Kohlenhydrate zu verzichten. Weitere konkrete Maßnahmen können detaillierte Nährstofftabellen und ein Ampelsystem für alle Lebensmittel sein. Was viele nämlich nicht ahnen: Industriell hergestellter Zucker versteckt sich nicht nur im Dessert, sondern auch in Dips, Smoothies und sogar Wurst.

Die Ernährung während eines Arbeitstages findet jedoch nicht nur in der Kantine, sondern auch in Meetings und Pausenräumen statt. Statt Kuchen und Cola können Arbeitgeber ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ungesüßten Tee und Nüsse als Snack zur Verfügung stellen.

3. Betriebssport

Viele Menschen sitzen acht oder mehr Stunden am Tag im Büro an ihrem Schreibtisch. Der daraus resultierende Bewegungsmangel schadet der Gesundheit. Das haben diverse Studien belegt. Regelmäßige Bewegung ist darum eine der wichtigsten Präventionsmaßnahmen gegen Typ-2-Diabetes. Sport senkt nicht nur den Blutzuckerspiegel, er sorgt auch dafür, dass die Zellen im Körper wieder empfindlicher auf das Insulin reagieren. Gleichzeitig beugt er Übergewicht und einer Leberverfettung vor, stärkt das Herz-Kreislauf-System und verringert das Stresshormon Cortisol im Blut. Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie geht davon aus, dass schon 2,5 Stunden moderate bis starke körperliche Aktivität in der Woche das Risiko, an Diabetes zu erkranken, erheblich senkt.

Für Unternehmen gibt es verschiedene Möglichkeiten, ihre Mitarbeiter darin zu unterstützen. Immer mehr externe Anbieter wie Fitnessstudios, Physiotherapeuten und Sportvereine bieten günstige und flexible Sport-Pakete für Firmen an. Wer über ausreichend Platz verfügt, kann zusätzlich auch Yoga- oder Gymnastikstunden direkt im Unternehmen anbieten, zum Beispiel während der Mittagspause. Besonders leicht zu organisieren sind außerdem Lauf- oder Walking-Gruppen. Da auch Stress den Blutzuckerspiegel im Körper ansteigen lässt und somit das Diabetes-Risiko erhöht, sind Meditationskurse und autogenes Training ebenfalls effektive Tools, um Mitarbeiter langfristig gesund zu halten.

Um die Motivation der Mitarbeiter zu erhöhen, eignen sich auch Belohnungssysteme. Etwa Stempelkarten für regelmäßig besuchte Sportkurse, die gegen einen finanziellen Bonus, Freizeitausgleich oder diverse Rabatte eingetauscht werden können.

Eine kostengünstige Alternative für kleine Betriebe sind außerdem Fahrräder. Statt beispielsweise einer Monatskarte für den öffentlichen Nahverkehr stellen Firmen ihren Mitarbeitern Diensträder zur Verfügung. Das Modell funktioniert ähnlich wie das Leasen eines Wagens per Gehaltsumwandlung. Der Arbeitgeber behält einen Teil des Gehaltes für die Rate ein. Nach Ende der Laufzeit kann der Mitarbeiter das Fahrrad entweder zum Restwert kaufen oder einen neuen Leasingvertrag abschließen. Mittlerweile kommen auch Kooperationen mit einer der zahlreichen Bike-Sharing-Anbieter infrage.

4. Regelmäßige Gesundheitschecks

Vorsorgeuntersuchungen sind wichtig. Trotzdem kommen sie im stressigen Arbeitsalltag oft zu kurz, werden immer wieder verschoben oder vergessen. Viele Unternehmen setzten darum auf mobile Gesundheitschecks. Dafür kommen Fachärzte in die Firmen und untersuchen die Mitarbeiter. Der Vorteil: Da die medizinischen Check-ups am Arbeitsplatz stattfinden, werden lange Wege und Wartezeiten vermieden – und die Mitarbeiter müssen die Zeit nicht extra frei nehmen.

Aber auch ohne ärztliche Hilfe können Arbeitgeber ihre Mitarbeiter dazu anhalten, die eigene Gesundheit im Auge zu behalten. Zum Beispiel mit dem digitalen Diabetes Risiko-Test "DIABETES-FINDRISK", der am Public Health Institut in Helsinki entwickelt wurde. Acht einfache Fragen zu Taillenumfang, Gewicht, Körpergröße, Lebensgewohnheiten und Vorerkrankungen in der Familie ermitteln schnell und unkompliziert das individuelle Risiko, in den nächsten zehn Jahren an Diabetes Typ 2 zu erkranken.

5. Blutzucker-Screenings

Eine weitere Maßnahme bei der Diabetes-Prävention ist das Blutzucker-Screening. Dabei wird den Mitarbeitern bei Gesundheitstagen oder ärztlichen Check-ups Blut abgenommen. Da die Messung auf nüchternen Magen durchgeführt werden muss, eignen sich reguläre Blutzuckertests aus organisatorischen Gründen eher weniger. Besonders schwierig ist es in Betrieben mit Schichtarbeit. Besser ist es, den Langzeitwert HbA1c zu untersuchen. Mit einer einzigen Blutprobe kann der Arzt erkennen, wie viel Zucker sich an den roten Blutkörperchen innerhalb mehrerer Wochen angelagert hat. Ein erhöhter HbA1c-Wert ist ein erster Hinweis auf Diabetes.

Unternehmen haben also eine Vielzahl an Möglichkeiten, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei Prävention und Kampf gegen Diabetes zu unterstützen. Das hilft nicht nur der Belegschaft und der Produktivität, sondern hat auch eine Außenwirkung. Gesundheitsleistungen können dabei helfen, neue Talente anzuwerben. Welche Maßnahmen in Unternehmen darüber hinaus denkbar sind, erfahren sie mithilfe der IKK BGM-Angebote für Betriebe – die IKK classic unterstützt Betriebe bei der Analyse, Entwicklung und Prüfung von Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements.

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