Mann hält eine rote Schleife zur Solidarisierung zum Welt-Aids-Tag in der Hand

HIV-Infektion: Alles über Übertragung, Symptome und Therapie

Dank der modernen Medizin können die meisten HIV-positiven Menschen ein ganz normales Leben führen. Dennoch wird ihnen in vielen Fällen das Leben nach wie vor schwer gemacht. Nicht vom HI-Virus, sondern von der Gesellschaft, die mit Vorurteilen und Unwissenheit belastet ist.

Heutzutage haben Menschen, die sich mit dem HI-Virus infizieren, in den meisten Fällen eine ganz normale Lebenserwartung. Sie können in jedem Beruf arbeiten und ihre Freizeit gestalten wie jeder andere auch. Möglich macht es die moderne Medizin. Dabei wurde das HI-Virus nach dessen Entdeckung in den 90er Jahren noch als „tödliche Seuche“ bezeichnet.

Dennoch gibt es auch 40 Jahre nach der Entdeckung immer noch viele Mythen und Vorurteile, die sich hartnäckig um das HI-Virus halten. Menschen, die HIV-positiv sind, werden nicht selten diskriminiert und ausgegrenzt. „Für viele Betroffene wiegt die Berührungsangst am schwersten. Die Durchschnittsbürgerinnen und -bürger wissen nicht viel über HIV und halten sicherheitshalber häufig Abstand. Das belastet Freundschaften oder Partnerschaften – und hat häufig zur Folge, dass Betroffene ihren Status geheimhalten“, sagt Norman Wolf von der AIDS-Hilfe Frankfurt e.V.

Was sind HIV und AIDS – und was ist der Unterschied?

HIV steht für Human Immunodeficiency Virus. Auf Deutsch: Immunschwächevirus. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um einen Virus, der das Immunsystem angreift.

Häufig wird HIV dabei mit AIDS gleichgesetzt. Doch nur, wenn eine HIV-Infektion nicht behandelt wird, kann sich daraus die tödliche Krankheit AIDS entwickeln. Das steht für: Acquired Immunodeficiency Syndrome. Oder auf Deutsch: Immunschwächesyndrom.

Das heißt: Ohne Behandlung beschädigt das HI-Virus die Abwehrkräfte des Körpers so stark, dass es lebensbedrohliche Krankheiten wie zum Beispiel eine Lungenentzündung nicht mehr aufhalten kann. AIDS tritt in Deutschland allerdings nur noch ganz selten auf.

Wie hoch ist das Risiko, sich mit HIV anzustecken?

HIV ist relativ schwer übertragbar. Eine Ansteckung ist nur dann möglich, wenn die Viren in ausreichender Menge in den Körper gelangen. „Es gibt überhaupt keine alltäglichen Situationen, die zu einer Übertragung führen können“, betont Norman Wolf. Das Virus wird weder durch Hautkontakt oder die Luft übertragen. „Ich könnte mir sogar eine Zahnbürste mit einer HIV-positiven Person teilen und es bestünde keinerlei Risiko.“ Dafür ist die Viruslast in Speichel oder Schweiß, selbst in Urin oder Kot, zu gering.

Am häufigsten wird HIV beim ungeschützten Sex übertragen. Ein hohes Risiko besteht zudem beim Drogenkonsum, wenn sich zwei Menschen eine Spritze oder Nadel teilen. Auch während einer Schwangerschaft, bei der Geburt oder beim Stillen kann HIV übertragen werden.

HIV-Infektionsrate in Deutschland

In Deutschland sind etwas mehr als 90.000 Menschen HIV-positiv. Die große Mehrheit von ihnen führt dank einer erfolgreichen Therapie ein ganz normales Leben. Das geht aus den Zahlen des Robert Koch-Instituts hervor. Das Institut geht davon aus, dass nur etwa zehn Prozent der Fälle nicht diagnostiziert sind. 

In den Jahren 2020 und 2021 haben sich etwa 1.800 Menschen in Deutschland mit dem HI-Virus infiziert. Damit ist die Zahl auf einem konstant niedrigen Niveau. Anders als bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Diese nehmen laut RKI seit Jahren bedenlich zu.

Anders als viele denken, betrifft das nicht nur homosexuelle Männer. Die Zahl der Neuinfektionen bei Männern, die Sex mit Männern haben, ging im Jahr 2021 laut RKI auf rund 1.000 zurück. „Inzwischen geht jede vierte Infektion auf einen heterosexuellen Sexualkontakt zurück“, erläutert Norman Wolf. Er verdeutlicht: „Das Virus unterscheidet nicht nach sexueller Orientierung.“

Vorsorge in der Schwangerschaft

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Wie kann man sich vor einer HIV-Infektion schützen?

Wichtig ist: Man kann sich heutzutage in allen potenziellen Gefahrensituationen vor einer Übertragung schützen.

  • Geschlechtsverkehr: Beim Sex geht das am einfachsten durch Safer Sex, zum Beispiel Kondome oder Femidome (Kondome für Frauen). Diese schützen nicht nur vor einer Infektion mit dem HI-Virus, sondern auch vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wie Hepatitis B und C, Syphilis, Chlamydien oder Herpes.

  • Oralsex: Weltweit sind nur sehr wenige Fälle bekannt, bei denen Oralsex zu Ansteckungen mit HIV geführt hat. Es besteht also nur ein sehr geringes Ansteckungsrisiko. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte verhindern, dass Sperma oder Blut in den Mund gelangen. Auch hierfür sorgen Kondome oder sogenannte Dental Dams.

  • Drogenkonsum: Beim gemeinsamen Drogenkonsum können ganz schnell Krankheitserreger, Viren oder Bakterien übertragen werden. Besonders, wenn diese gespritzt werden. Durch Blutreste an der Nadel gelangen HI-Viren oder Hepatitis-Viren von einem Körper in den anderen. Utensilien wie Spritzen, Nadeln oder Röhrchen zum Schnupfen sollten deshalb immer steril sein und niemals geteilt werden.

  • Schwangerschaft: Auch Frauen mit einer HIV-Infektion können schwanger werden und Kinder zur Welt bringen, ohne diese anzustecken. Wichtig dafür ist die regelmäßige Einnahme der HIV-Medikamente sowie eine ärztliche Begleitung. Nach der Geburt ist auch Stillen in der Regel möglich.

Am 1. Dezember ist Welt-AIDS-Tag

Am 1. Dezember ist Welt-AIDS-Tag. Diesen gibt es bereits seit 1988. Damals hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihn das erste Mal ausgerufen. Seither wird dieses Datum weltweit von Organisationen genutzt, um Solidarität mit HIV-infizierten Menschen und ihnen nahestehenden Menschen zu zeigen. Der Tag dient dazu, um über das Virus und Infektionen aufzuklären. Jedoch auch, um an die Menschen zu erinnern, die an den Folgen von HIV und AIDS verstorben sind. Das weltweite Erkennungszeichen ist eine rote Schleife.

Die Behandlung mit PrEP schützt vor einer HIV-Infektion

Die Prä-Expositions-Prophylaxe (oder kurz: PrEP) schützt vor einer HIV-Infektion. Dafür müssen HIV-negative Menschen regelmäßig PrEP-Medikamente einnehmen. Durch den Wirkstoff wird das HI-Virus daran gehindert, sich im Körper zu vermehren. Das ist jedoch kein Schutz vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten.

Eine Behandlung mit PrEP kommt allerdings nur für bestimmte Personengruppen infrage. Dann werden die Kosten in aller Regel von den gesetzlichen Krankenkassen wie der IKK classic übernommen. Die Therapie muss zudem von einer Ärztin oder einem Arzt verordnet und überwacht werden. Denn wird das Medikament falsch eingenommen oder abgesetzt, lässt auch dessen Schutz vor einer HIV-Infektion nach. Zudem können Nebenwirkungen auftreten. Zudem können sich in seltenen Fällen auch Resistenzen bilden.

Postexpositionsprophylaxe: Für den Notfall

Ab und zu kann es natürlich vorkommen, dass ein Kondom reißt. Auch medizinische Fachkräfte können in Kontakt mit Blut von HIV-positiven Menschen kommen. Für solche Fälle gibt es die Möglichkeit einer Postexpositionsprophylaxe (PEP). Dafür wendet man sich am besten an eine HIV-Notfallpraxis. Und das so schnell wie möglich. Im Idealfall sollte die Behandlung innerhalb der ersten 24 Stunden beginnen. Dann kann die Behandlung eine Ansteckungsgefahr erheblich verringern.

Kostenübernahme von Medikamenten

Die IKK classic übernimmt die Kosten für alle apothekenpflichtigen Arzneimittel, wenn diese notwendig und verordnungsfähig sind. Mehr zur Kostenübernahme erfahren

Welche Symptome treten bei einer HIV-Infektion auf?

Bei Unklarheiten verschafft nur ein HIV-Test Klarheit. Die Antikörper sind im Blut frühestens nach sechs Wochen nachweisbar. Jedoch kann eine Infektion erst nach zwölf Wochen restlos ausgeschlossen werden.

Testen lassen sollte sich auf jeden Fall, wer einer Risikosituation ausgesetzt war. Das gilt auch, wenn man Symptome hat, die auf eine HIV-Infektion hindeuten. Die ersten Symptome treten zwei bis vier Wochen nach der Ansteckung auf – zum Beispiel:

  • Fieber

  • Müdigkeit

  • Starker Nachtschweiß

  • Durchfall

  • Ausschlag auf der Haut

  • Muskel- oder Gliederschmerzen

Diese grippeähnlichen Symptome klingen jedoch meist nach kurzer Zeit wieder ab. Weshalb in vielen Fällen zunächst monate- oder jahrelang nichts auf eine HIV-Infektion hindeutet. Während dieser Zeit breiten sich die HI-Viren im Körper aus und greifen das Immunsystem an. Irgendwann ist es so geschwächt, dass es zu schweren Erkrankungen kommen kann. Wird die Infektion erst spät erkannt, kann es zum Ausbruch von AIDS kommen. Dann kann das Immunsystem lebensbedrohliche Krankheiten nicht mehr aufhalten. Typisch sind bestimmte Formen der Lungenentzündung, Tuberkulose oder Arten von Krebs.

Kosten­übernahme bei Impfungen

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Wie funktioniert eine HIV-Therapie?

Die Forschung ist inzwischen sehr weit und es stehen unterschiedliche Therapieansätze zur Verfügung. „Mit Hilfe einer antiretroviralen Therape kann die Viruslast im Blut so weit gesenkt werden, dass die sogenannte Nachweisgrenze unterschritten wird. Das Virus ist dann im Blut nicht mehr nachweisbar“, erklärt Norman Wolf. Das heißt: „Da ist fast kein Virus mehr übrig, das Beschwerden hervorrufen könnte.“ 

Die Medikamente verhindern, dass sich das HI-Virus im Körper vermehrt. Die Krankheit schreitet nicht weiter voran. Ein mögliches Ausbrechen von AIDS wird unterdrückt. Bei einer erfolgreichen Behandlung ist HIV nach einiger Zeit im Blut nicht mehr nachweisbar. „Sobald eine HIV-positive Person unter der Nachweisgrenze liegt, birgt auch Sex ohne Kondom kein Übertragungsrisiko mehr“, erklärt Norman Wolf. Der Experte nennt das Schutz durch Therapie. „Das weiß allerdings nur ein Bruchteil der Bevölkerung.“

Je früher eine HIV-Infektion behandelt wird, desto besser lässt sie sich in den Griff bekommen. Eine vollständige Heilung ist zwar nach wie vor nicht möglich. Dennoch gilt für Norman Wolf: „Alles wird gut. HIV ist nicht mehr das Schreckgespent, das es einst war. Heute kann man gut mit dem Virus leben.“ 

Dennoch: Kein sorgloser Umgang mit HIV

Trotz aller modernen Behandlungsmöglichkeiten gilt auch heutzutage noch: Kein Risiko bei einer möglichen Ansteckung eingehen und auch nach einer HIV-Infektion nicht sorglos damit umgehen. In Deutschland und Europa ist die Entwicklung zwar äußerst positiv. Weltweit gesehen, sind wir von einem Ende des HI-Virus oder AIDS jedoch noch weit entfernt.

Laut dem Statistischen Bundesamt haben sich 2021 1,5 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert. Im selben Zeitraum starben mehr als 600.000 Menschen an AIDS. Die meisten davon, weil sie keinen Zugang zu Schutzmethoden oder Therapie hatten. Einige jedoch auch, weil sie zu sorglos waren.

Doch auch, wer Zugang zu einer erfolgversprechenden Behandlung hat, sollte eine HIV-Infektion nicht auf die leichte Schulter nehmen. Denn durch die Infektion selbst und die langjährige Medikamenten-Einnahme steigt das Risiko für Herz-, Lungen- und Nierenerkrankungen, Knochenschwund, Diabetes mellitus und Krebs. Auch das Gehirn kann in Mitleidenschaft gezogen werden. Zudem nehmen Infektionen mit Bakterien und Viren (zum Beispiel Corona- und Hepatitis-Viren) bei einem geschwächten Immunsystem mit höherer Wahrscheinlichkeit einen schweren Verlauf.

Noch ist kein wirksamer Impfstoff gegen das Virus in Sicht. Den wird es laut Einschätzung des RKI jedoch brauchen, um das HI-Virus auszurotten. „Deshalb bedarf es weiterer Anstrengungen, vor allem um die zielgruppenspezifischen Testangebote und den Zugang zu Therapie und Prophylaxe zu verbessern“, betont RKI-Präsident Lothar H. Wieler.

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