So gelingt die Einschulung

Jedes Jahr im Sommer beginnt für Hunderttausende Kinder ein neuer Alltag: Sie werden eingeschult. Mindestens genauso aufgeregt wie die Erstklässler selbst sind ihre Eltern. Expertin und Diplom-Pädagogin Uta Reimann-Höhn gibt wertvolle Tipps, wie Eltern ihre Kinder zum Schulstart motivieren und unterstützen können.

Interview mit Uta Reimann-Höhn

Frau Reimann-Höhn, haben Sie Tipps, wie Kinder und Eltern vor der Einschulung möglichst entspannt bleiben? 

Die Spannung auf den neuen Lebensabschnitt wird bereits viele Wochen und Monate vor dem ersten Schultag aufgebaut. Im Kindergarten, im Gespräch mit Freunden oder durch Verwandte entsteht eine Erwartungshaltung, der sich ein Kind nur schwer entziehen kann. Eltern sollten da unbedingt gegensteuern. Anstatt immer wieder auf gravierende Veränderungen hinzuweisen, ist Zurückhaltung angesagt. 

Der Schulbesuch ist etwas ganz Normales und sollte nicht wie ein Großereignis gefeiert werden. Dadurch werden Erwartungen aufgebaut, die dann oft nicht erfüllt werden. Schule bedeutet ja nicht nur neue Freunde finden, tolle Sachen lernen und Spaß haben. Schule ist auch manchmal frustrierend, Lernerfolge können ausbleiben und Konflikte mit Klassenkameraden sind ebenfalls nicht selten. 


Zu welchen Problemen kann es bei dem Wechsel vom Kindergarten in die Grundschule kommen?

Was im Kindergarten noch freiwillig und spielerisch war, wird in der Schule zur Pflicht. Ein Kind kann nicht einfach zu Hause bleiben, nur weil es keine Lust hat oder an diesem Tag mal lieber ausschlafen würde. Außerdem müssen Kinder üben, sich in der neuen Lerngruppe zurechtzufinden und auf die Lehrkräfte zu hören. Nicht alle Erstklässler treffen auf alte Freunde aus dem Kindergarten, manche müssen sich vollkommen neu orientieren und neue Freundschaften schließen. 

Am Anfang des neuen Lebensabschnitts sollten Eltern geduldig sein und noch nicht zu stark auf die Leistungen ihres Kindes achten. Es muss sich erst mal im sozialen Gefüge einleben und an die neue Situation gewöhnen. Das kann bis zu den Herbstferien und länger dauern.


Wie können Eltern ihrem Kind konkret den Schulstart erleichtern?

Rollenspiele sind eine tolle Möglichkeit, um den Nachwuchs auf neue Situationen vorzubereiten. Kinder mögen es zum Beispiel, Schule zu spielen, dabei die Rollen zu wechseln und mal Lehrer/in und mal Schulkind zu sein.

Eltern sollten mit ihrem Kind auch den Schulweg einige Male gemeinsam ablaufen, damit es sich daran gewöhnen kann. Dabei sollten einzelne Gefahrenstellen, aber auch besondere Hingucker thematisiert werden. Vielleicht liegt eine Bäckerei, bei der es das Lieblingsbrot gibt, auf dem Weg, ein besonders schöner Garten oder die Wohnung einer guten Freundin. Auch der Besuch des Schulgebäudes ist sinnvoll, sodass das Kind es schon einmal gesehen hat. 

 

Rollenspiele sind eine tolle Möglichkeit, um den Nachwuchs auf neue Situationen vorzubereiten.
Uta Reimann-Höhn

Was sollte ein Kind vor dem Schulstart schon können?

Ein Kind sollte körperlich, kognitiv und emotional bereit für die Schule sein. Dabei geht es darum, einen Schultag durchzustehen, ohne erschöpft und müde zu sein. Kognitiv sollten Kinder die schulischen Inhalte nachvollziehen können und nicht damit überfordert sein. Emotional müssen sie die Trennung von Zuhause verkraften und im sozialen Kontakt mit anderen Kindern stabil sein.

Alle drei Bereiche können Eltern im Vorfeld zu Hause mit ihrem Kind einüben. Zum Beispiel mit Unterhaltungen, bei denen ihr Kind deutlich, langsam und in ganzen Sätzen sprechen soll. Basteln hilft dabei die Feinmotorik zu trainieren und es fällt dem Kind leichter, das Schreiben zu lernen. 

Eltern sollten auch die Konzentrationsfähigkeit ihres Kindes fördern, denn in der Schule muss es aufmerksam zuhören und still sitzen können. Das geht beispielsweise mit Brett- oder Kartenspielen, bei denen das Kind so lange wie möglich bei der Sache bleiben sollte. 

Gut ist es auch, wenn Kinder schon etwas Verantwortung übernehmen, z. B. sich um ein Haustier oder kleine Aufgaben im Haushalt kümmern. 

 

Die Einschulung ist zwar ein besonderer Tag, trotzdem auch etwas ganz Normales.
Uta Reimann-Höhn

Der perfekte erste Schultag für ein Kind: Wie sieht er aus?

Die benötigten Dinge für den ersten Schultag sollten Eltern schon am Abend vorher herauslegen. Selbstverständlich ist die Schultüte dabei ganz wichtig, aber auch der neue Schulranzen macht die Kinder stolz.

Wie der Tag genau abläuft, ist von Schule zu Schule unterschiedlich. Nach der Schuleinführung feiern viele Familien die Einschulung dann im kleinen oder auch größeren Rahmen. Auf jeden Fall sollte die Familie etwas gemeinsam unternehmen, um das Ereignis zu besprechen und die Aufregung abzubauen.

Es muss nicht immer ein großes Fest sein, auch ein gemeinsamer Ausflug in einen Tierpark, ein Spaziergang oder ein Schwimmbadbesuch im engsten Familienkreis ist möglich. Die Einschulung ist zwar ein besonderer Tag, trotzdem auch etwas ganz Normales.


Thema Schulweg: Wie kommt ein Schulanfänger sicher zur Schule?

Die meisten Kinder besuchen eine Grundschule, die ganz in ihrer Nähe ist. Mit ein bisschen Übung können sie den Weg bald alleine gehen. Es gibt natürlich immer die Möglichkeit, kleine Gruppen zu bilden und sich gegenseitig abzuholen. Manche Schulen setzen auch Schülerlotsen ein. Außerdem gibt es in vielen Städten Schulwegpläne, auf denen der sicherste Weg ausgewiesen ist. Fragen Sie im Sekretariat danach.

Ihre Checkliste zur Einschulung: Haben Sie an alles gedacht?

  • Outfit für den ersten Schultag

  • Schulranzen

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  • Schultüte & kleine Geschenke

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  • Federmäppchen mit Füller, Ersatzpatronen, Bleistift, Radiergummi, Anspitzer, Buntstiften

  • Hausaufgabenheft

  • Turnbeutel

  • Sportkleidung

  • Brotdose und Trinkflasche

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  • Schulbücher, Schulhefte, Umschläge, Farbkasten und Co. (von Schule zu Schule unterschiedlich; hier sollten sich Eltern vorab informieren, was benötigt wird)

  • Schreibtisch und Schreibtisch-Stuhl

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Gibt es Tipps oder Floskeln, die Eltern vor und unmittelbar nach dem Schulstart vermeiden sollten? 

Alle Übertreibungen am besten vermeiden. Außerdem sollte Kindern nicht Angst vor der Schule gemacht werden. Sprüche wie „Der Ernst des Lebens“ führen zu einer negativen Einstellung gegenüber der Schule und den Lehrern.

Aber auch das Gegenteil ist nicht gut. „Du kannst alles erreichen, was du willst“ weckt zu hohe Erwartungen und stimmt oft nicht. 


Wie regen Eltern ihr Kind dazu an, von der Schule, dem neuen Alltag oder Schwierigkeiten in der Klasse zu erzählen?

Immer offene Fragen stellen, die das Kind nicht mit "Ja" oder "Nein" beantworten kann. Eltern sollten detailliert nachfragen, sodass ihr Kind beispielsweise eine Situation beschreiben muss. Aber bitte auch keine Löcher in den Bauch fragen. Es gibt ganz bestimmt Tage, an dem es nichts von der Schule erzählen möchte. Das ist in Ordnung.


Was tun, wenn ein Kind keinen Anschluss in der Klassengemeinschaft findet? 

Das ist gar nicht so einfach, denn schließlich sind Eltern im Unterricht ja nicht dabei. Eltern können natürlich eine kleine Feier organisieren, zu einem gemeinsamen Ausflug ein anderes Kind einladen oder den Kontakt über ein Hobby am Nachmittag herstellen.


Wie sieht das optimale Nachmittags-Ausgleichs-Programm für Schulkinder aus?

Dies gibt es nicht! Manche Kinder sind besonders beim Schulanfang nachmittags so erledigt, dass sie viel Ruhe brauchen und nicht noch weitere Termine wahrnehmen möchten. Andere sind sehr aktiv, hatten schon vor der Einschulung zahlreiche Hobbys und wollen diese auf keinen Fall aufgeben. Manche Kinder sind eher still, lesen, basteln und malen gerne und bleiben am liebsten zu Hause. Alles ist okay! 

Eltern haben ein Gespür dafür, was ihr Kind am Nachmittag nach der Schule braucht. Auf dieses Bauchgefühl sollten sie hören, auch wenn es in anderen Familien anders zugeht.

Noch mehr Tipps

... zu den Themen Einschulung, Lerntechniken, Hausaufgaben und mehr gibt Uta Reimann-Höhn auf ihrer Website 

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