Der Weltmarktführer in der Prothetik sitzt in Duderstadt nahe Göttingen. Seit 100 Jahren entwickeln Orthopädietechnik-Mechaniker bei Ottobock Prothesen und Teilprothesen. Zunächst für Kriegsverletzte, inzwischen gehören neben Amputationspatienten auch Spitzensportler und Industrieriesen wie Volkswagen zu den Kunden.
In den Kunstarmen und -beinen made in Germany steckt jede Menge Hightech. Für Handwerker etwa gibt es spezielle Aufsätze für die Arbeit, die eher an eine Greifzange oder andere Werkzeuge erinnern als an einzelne Finger. Mit im Angebot sind auch sogenannte myoelektrische Prothesen, die es möglich machen, Bewegungen durch Kontraktionen des Stumpfes zu steuern. Deren Weiterentwicklung wiederum sind gedankengesteuerte Hightech-Prothesen, die Amputierten außerdem das Tasten ermöglichen. Wie das funktionieren soll? Indem Drucksensoren beispielsweise an den Fingern einer künstlichen Hand mit den Nervenenden im Oberarm verbunden werden. Das Gehirn erledigt den Rest.
Bionische Handprothesen hat auch das Karlsruher Start-up Vincent Systems im Angebot. Das Unternehmen, das 2017 für den Deutschen Zukunftspreis nominiert war, stellt unter anderem Modelle für Kinder ab acht Jahren her. Besonders wichtig hierbei: Dadurch, dass sich die Finger einzeln bewegen lassen, macht der künstliche Tastsinn jederzeit ein sicheres Zugreifen möglich. Und damit der Prothesenträger das intuitive Steuern zügig lernt, gibt es eine Trainings-App, mit der er es üben kann.
Prothesen ermöglichen das Tasten, Implantate oder Organe kommen immer öfter aus dem 3-D-Drucker und unsere Lebenserwartung ist so hoch wie nie.
Gedruckt: Lebende Zellen
Dass Prothesen und Teilprothesen Maßarbeit sind, das ist klar. Gleiches gilt aber auch für andere Ersatzteile, wie Knochen oder Zahnersatz. In der Theorie haben biologisch abbaubare Implantate aus dem 3-D-Drucker eine Reihe von Vorteilen gegenüber herkömmlichen Materialien wie Kunststoff: Sie würden mit unserem eigenen Gewebe verwachsen, was zu weniger Entzündungen führen würde – außerdem könnte man sie viel schneller und kostengünstiger herstellen. Das Drucken von Knochen hätte beispielsweise bei jungen Patienten einen weiteren entscheidenden Vorteil: Ein passgenaues Implantat, zum Beispiel für die Füllung einer Oberkieferspalte, müsste während des Wachstums nicht mehr ausgetauscht werden.
Damit es funktioniert, kommt sogenannte Bio-Tinte in den Drucker: eine Mischung aus Blut-, Fett- oder anderen Gewebezellen und einem wässrigen Gel. Die größte Herausforderung, darin sind sich die Forscher einig, sei es, die Versorgung der menschlichen Zellen während des Druckvorgangs sicherzustellen, sie also mit Sauerstoff und Nährstoffen am Leben zu erhalten.
Organe aus dem 3-D-Drucker
Neben Zahnfüllungen, Halswirbeln und Gelenken wird auch an Organen aus dem 3-D-Drucker geforscht. Dabei sind lebende Organe wie eine Niere oder Leber natürlich eine viel größere Herausforderung als alle anderen Produkte aus dem 3-D-Drucker: Sie müssen fein verästelte, funktionierende Blutgefäße haben, Nährstoffe und Sauerstoff an die richtigen Stellen transportieren und vom menschlichen Körper als eigenes Organ akzeptiert werden. Bis das zuverlässig funktioniert, wird es wohl noch Jahre dauern, darin sind sich führende Forscher einig. Aber es ist nicht so utopisch, wie man vor einigen Jahren noch glaubte. Die Chancen stehen gut, dass es auch in Zukunft um unsere Gesundheit so gut bestellt ist wie niemals zuvor.
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)
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