Bin ich handysüchtig? Warum übermäßiger Smartphone-Konsum krank machen kann

Redaktion
Oleksandra Silik

Chatten, surfen, telefonieren – das Smartphone ist unser ständiger Begleiter im Alltag. Aber ab wann spricht man eigentlich von Handysucht und welche Krankheiten kann sie auslösen? Wir verraten dir, an welchen Symptomen du Smartphone-Abhängigkeit erkennst und wie du Handysucht bekämpfen kannst. Mit unserem Test findest du heraus, ob dein Smartphone-Konsum noch im grünen Bereich liegt.

Könntest du das Haus ohne dein Handy verlassen? Nein? Damit bist du nicht allein: Viele Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzer leiden mittlerweile an einer Handy-Trennungsangst. Für diese Angst, etwas zu verpassen oder nicht erreichbar zu sein, gibt es sogar einen medizinischen Fachbegriff: Nomophobie (von „No-Mobile-Phone-Phobia“).

Verständlich, denn mittlerweile ist das Smartphone mit seinen nahezu unbegrenzten Funktionen und Möglichkeiten ein fester Bestandteil unseres Alltags. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2025 können sich rund 82 Prozent der Menschen in Deutschland ein Leben ohne Smartphone nicht mehr vorstellen. 66 Prozent der Befragten sind zudem der Meinung, dass sie sich durch ihr Smartphone im Alltag sicherer fühlen.

Aber Vorsicht: Wenn du zu oft und zu lange am Smartphone hängst, kann das schnell zur Handysucht führen. Und die kann sich negativ auf deine körperliche und psychische Gesundheit auswirken. 

Handysucht: Symptome frühzeitig erkennen

Genau genommen ist Handysucht keine offiziell anerkannte Krankheit – Smartphones fördern aber suchtähnliches Verhalten: Jedes Mal, wenn du eine Nachricht auf dem Display siehst, schüttet dein Gehirn das Glückshormon Dopamin aus und du fühlst dich besser. Der Effekt: Du willst mehr davon und greifst immer öfter zum Smartphone. Diese 5 Symptome zeigen dir, ob eine Abhängigkeit vorliegen könnte.

Fünf Symptome, die auf eine Handysucht hinweisen:

  • Entzugserscheinungen

    Wenn du dein Handy zuhause vergessen hast oder der Akku leer ist, reagierst du mit extremer Unruhe, Schweißausbrüchen oder aggressivem Verhalten.

  • Wenig Interesse an anderen Aktivitäten

    Du vernachlässigst Schule, Arbeit, Hobbys oder Freunde, weil du lieber mit deinem Handy spielst.

  • Flucht vor negativen Gefühlen

    Wenn es dir schlecht geht oder du Probleme hast, greifst du zum Handy, um davor zu fliehen.

  • Erfolglose Einschränkungsversuche

    Du weißt selbst, dass du zu viel Zeit am Handy verbringst, schaffst es aber nicht, länger als ein paar Minuten aufs Smartphone zu verzichten.

  • Steigerung der Häufigkeit

    Früher hast du nur ab und zu aufs Handy geschaut, jetzt hast du den ständigen Drang danach und es macht dich extrem unzufrieden, wenn das Smartphone mal nicht in Reichweite liegt.

Diese Symptome solltest du allerdings über mehrere Monate hinweg erkennen: „Um eine Handysucht festzustellen, müssen diese Verhaltensweisen über einen längeren Zeitraum von 12 Monaten anhalten. Während bei einem Knochenbruch die Symptome eindeutig sind, lässt sich eine Handysucht nur aus langfristigen Beobachtungen schließen“, erklärt André Dobrig, Bildungsreferent bei der Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Sachsen e.V. (AGJF) mit langjähriger Tätigkeit in der Suchtberatung.

Mann sitzt auf Sofa mit Laptop und checkt App auf seinem Smartphone

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Ob Nikotin, Alkohol, übermäßiger Handykonsum oder Kaufrausch – Sucht kann viele Gesichter haben. Nutzen Sie unsere Hilfsangebote.

Welche Krankheiten kann eine Handysucht auslösen?

Wer ständig aufs Handy schaut, tut auch seinem Körper nichts Gutes. Denn die Evolution hat dieses Verhalten nicht eingeplant. „Je häufiger der Körper eine Haltung gegenüber dem Smartphone einnimmt, desto mehr gewöhnt er sich daran“, so Experte André Dobrig. Das kann beispielsweise zu Verkrümmungen von Genick, Kopf und Rücken führen, die sogar schmerzhaft enden könnten. Aber auch andere Körperteile können durch übermäßige Handynutzung beansprucht werden.

Eine Studie zu den gesundheitlichen Folgen exzessiver Smartphone-Nutzung kam zudem zu dem Ergebnis, dass Handysucht zu körperlichen Beeinträchtigungen wie Schlafstörungen, verminderter körperlicher Fitness, ungesunden Essgewohnheiten und Migräne führen kann.

Die 5 häufigsten Handykrankheiten

Pickel auf der Wange oder Schmerzen im Daumen? Daran könnte auch dein Smartphone schuld sein. Hier findest du Symptome und Erste Hilfe für die häufigsten Handykrankheiten.

1. Smartphone-Akne

Vor allem im Wangenbereich zwischen Wangenknochen und Ohr plagen dich Pickel und Mitesser? Dann könntest du an der sogenannten Handy-Akne oder „Phacne“ (aus Phone und Acne) leiden. Denn nicht nur Türklinken und Oberflächen sind ein Bakterienherd, auch das Smartphone-Display bietet perfekte Lebensbedingungen für Keime und Bakterien, die über die Hände übertragen werden. Etwa jedes sechste Handy ist sogar mit Fäkalspuren kontaminiert. Das Abhören einer Sprachnachricht am Ohr oder Telefonieren reicht also schon aus, um diesen Smartphone-Schmutz auf die Haut zu übertragen. Die Folge: Hautunreinheiten.  

Das hilft: Das A und O ist Hygiene: Wasche deine Hände mehrmals pro Tag gründlich mit warmem Wasser und Seife. Ist das unterwegs einmal nicht möglich, benutze ein Händedesinfektionsgel. Außerdem solltest du möglichst jeden Abend dein Mobiltelefon desinfizieren, zum Beispiel mit einem Mikrofasertuch und speziellen Display-Reinigern, um den empfindlichen Bildschirm nicht zu beschädigen. Um den Kontakt zwischen Handy und Haut weitestgehend zu vermeiden, verwende beim Telefonieren Kopfhörer oder die Freisprechfunktion.

2. SMS-Daumen

Ständiges Tippen von Nachrichten sowie Scrollen auf dem Handy kann zu einer Überbelastung der Daumen und schlimmstenfalls zu einer Sehnenscheidenentzündung führen. Der sogenannte „SMS-Daumen“ macht sich durch ziehende und stechende Schmerzen im Daumengelenk bemerkbar, die bis in den Unterarm ausstrahlen können.  

Das hilft: Solltest du Schmerzen im Daumen feststellen, braucht deine Hand vor allem Ruhe. Wenn es dir noch schwerfällt, das Handy länger beiseite zu legen, steige vom Tippen auf Sprachbefehle oder Voicemails um.

3. Handy-Nacken

Schaust du ständig mit gesenktem Kopf aufs Smartphone? Deinen Nacken wird das kaum freuen. Unser Kopf wiegt nämlich durchschnittlich vier bis sechs Kilogramm – je weiter du deinen Kopf nach vorne neigst, desto stärker wird dein Rücken belastet. Wenn du deinen Kopf beim Blick aufs Display um 45 Grad nach unten neigst, wirken bis zu 27 Kilogramm auf deinen Rücken, die Halswirbelsäule muss dieser hohen Kraft entgegenwirken. Die Folge: Muskelverspannungen, Nacken- und Schulterschmerzen sowie Kopfschmerzen, die sogar chronisch werden können. 

Das hilft: Einem Handy-Nacken kannst du vorbeugen, indem du das Mobiltelefon näher vor dein Gesicht hältst. So senkst du eher die Augen als deinen Kopf. Solltest du bereits an Nackenschmerzen leiden, können Dehnübungen helfen: Setze dich aufrecht hin und verschränke die Hände hinter dem Kopf. Ziehe nun mit deinen Armen den Kopf zur Brust und halte diese Position ca. 5 Sekunden, bevor du den Kopf wieder zurückführst. Wiederhole die Übung idealerweise fünf Mal. Am besten ist es natürlich, wenn du deine Handynutzung reduzierst.

4. Handy-Ellbogen

Wer leidenschaftlich gern Tennis spielt, kennt den sogenannten Tennisarm. Dieses Phänomen gibt es auch beim Telefonieren: den Handy-Ellbogen. Die Sehnenscheidenentzündung im Ellbogen bekommt man nicht nur vom Dauer-Telefonieren, sondern auch vom übermäßigen Spielen am Handy oder Computer (Gaming-Ellbogen), da der Arm ständig abgewinkelt und überlastet wird. Den Handy-Ellbogen erkennst du an einem Kribbeln im Unterarm, einem steifen Ellbogengelenk oder einem Taubheitsgefühl im kleinen Finger.

Das hilft: Deinen Ellbogen entlastest du, indem du beim Telefonieren Kopfhörer, Headset oder Freisprechfunktion verwendest. Alternativ solltest du den Arm beim Telefonieren alle zwei Minuten wechseln. Mit einer einfachen Übung kannst du die Sehnen zwischendurch dehnen: Nimm deine Finger und überstrecke dein Handgelenk, bis du ein leichtes Ziehen spürst.

5. Kurzsichtigkeit

Intensive Handynutzung kann durch den geringen Abstand zum Auge und die kleine Schriftgröße auch das Risiko für Kurzsichtigkeit erhöhen. Anders als beim Lesen von Zeitschriften oder Büchern, die wir etwa 40 bis 50 Zentimeter vom Auge weghalten, beträgt dieser Abstand beim Smartphone meist nur etwa 30 Zentimeter.

Das hilft: Stelle eine gut lesbare Schriftgröße und einen angemessenen Kontrast ein. Sorge für ausreichend Licht und vermeide es, dein Smartphone intensiv im Dunkeln zu nutzen. Auch mit kleinen Pausen, in denen du gezielt blinzelst oder den Blick in die Ferne schweifen lässt, kannst du Kurzsichtigkeit vorbeugen.

Video zur Augenentspannung mit Visual- und Schnelllesetrainer Friedrich Hasse
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Übung zur Augenentspannung

Der ständige Blick aufs Handy schadet nicht nur der Augenmuskulatur, sondern kann auch Nacken- und Rückenschmerzen auslösen. Der Visual- und Schnell-Lese-Trainer Friedrich Hasse erklärt in unserer Serie "Einfach entspannt sehen", wie du den Auswirkungen mit ein paar Übungen ganz einfach entgegenwirken kannst.

Psychische Folgen von Handysucht

Nicht nur der Körper, sondern auch die Psyche leidet unter Handysucht. Der übermäßige Gebrauch von Smartphones führt oft zu Dauerstress, da viele Menschen das Gefühl haben, ständig erreichbar zu sein und sofort reagieren zu müssen. Im Lauf der Zeit entwickeln viele Betroffene Depressionen oder leiden unter quälenden Einsamkeitsgefühlen. Auch psychische Störungen wie Angst, ADHS, Schlafprobleme, Zwangsstörungen und Alkoholmissbrauch können ausgelöst werden.

Zudem kann Handysucht das emotionale Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Dazu gehören aggressives Verhalten, Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation, Impulsivität und ein geringes Selbstwertgefühl. Die Autoren der Studie zu den gesundheitlichen Folgen exzessiver Smartphone-Nutzung betonen, dass diese Symptome als Warnsignale für Ärzte, Psychologen und Pädagogen dienen sollten.

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Handysucht bekämpfen: 5 Tipps vom Experten

Du verbringst zu viel Zeit mit deinem Handy oder leidest an einer der genannten Handykrankheiten? Höchste Zeit für einen Smartphone-Entzug! Wie du einer Handysucht vorbeugen kannst, verrät dir Experte André Dobrig mit ein paar simplen Alltagstricks.

Handysucht überwinden: So gelingt es dir

  • Schalte Benachrichtigungen von Apps aus, um die Reizüberflutung möglichst einzudämmen.

  • Lagere Funktionen aus, für die du nicht unbedingt dein Handy brauchst: Verwende beispielsweise einen herkömmlichen Wecker. So kommst du nicht in Versuchung, gleich nach dem Aufwachen Nachrichten zu checken.

  • Bestimme zentrale Orte, an denen du dein Gerät bewusst nutzt und richte feste, handyfreie Zeiten ein.

  • Transportiere dein Handy im Rucksack statt in der Hosentasche.

  • Außerdem gibt es viele hilfreiche Apps, mit denen du dein Mediennutzungsverhalten kontrollieren kannst. Du kannst beispielsweise individuell die tägliche Verwendungsdauer bestimmter Inhalte selbst bestimmen. Sobald die Zeit abläuft, ist ein Zugriff auf die Inhalte unmöglich.

Osteopathie

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Handysucht-Test: Wie handysüchtig bin ich?

Mithilfe dieses Handysucht-Tests kannst du dein Smartphone-Verhalten reflektieren und einschätzen, ob Anzeichen einer Abhängigkeit vorliegen. Beantworte die Fragen bitte so ehrlich wie möglich. Bitte beachte, dass dieser Test keine professionelle Diagnose ersetzen kann.

Dieser Selbsttest ist kein offizielles Diagnosetool. Wenn du merkst, dass dein Smartphone dich stresst oder dein Alltag leidet, kann es helfen, bewusst Pausen einzulegen oder mit einer Fachperson darüber zu sprechen.

 * Dieser Selbsttest beruht auf den Tests von:

https://handysucht.org/test

https://www.klinik-friedenweiler.de/methoden/online-selbsttests/selbsttest-handysucht-ausfuehrlich/#selbsttest

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IKK classic

Veröffentlicht am 27.06.2025

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