Optimistisch trotz Corona-Krise: Handwerker sind mit ihrer Arbeit zufrieden und würden sich mehrheitlich wieder für einen Handwerksberuf entscheiden. Die gegenwärtige Geschäftslage beurteilen sie positiv, genauso wie die künftige Entwicklung der Branche. Das geht aus einer aktuellen forsa-Studie zur Gesundheit im Handwerk hervor.
Im Januar 2020 befragte das forsa-Institut im Auftrag der IKK classic 524 Beschäftigte und 500 Arbeitgeber aus den fünf großen Bereichen Ausbaugewerbe, Handwerke für gewerblichen Bedarf, Bauhauptgewerbe, Kraftfahrzeuggewerbe und Lebensmittelgewerbe. Kurz darauf begann die Corona-Krise in Europa. Vor diesem Hintergrund wurden einige Kernfragen dieser Studie im Juni 2020 noch einmal gestellt, ergänzt um einige Fragen speziell zur Corona-Situation in den Handwerksbetrieben. Die Umfrage beweist: Deutsche Handwerksbetriebe überzeugen durch positive Stimmung und Offenheit für interkulturelles Arbeiten – sowohl vor als auch nach Beginn der Corona-Pandemie.
Wohlfühlatmosphäre sorgt für hohe Zufriedenheit
In deutschen Handwerksbetrieben herrscht fast durchweg ein gutes Klima, das für Spaß bei der Arbeit sorgt. Die befragten Arbeitgeber sind der Ansicht, dass die Arbeitsatmosphäre in ihrem Betrieb meistens (54 Prozent) oder sogar immer (46 Prozent) angenehm ist. Das sieht auch die Mehrheit der Arbeitnehmer (82 Prozent) so. Die positive Stimmung bewirkt außerdem, dass ebenso viele Arbeitnehmer auch mit ihrem Arbeitsalltag zufrieden sind. Knapp jeder Zweite vergibt sogar „Bestnoten“ – insbesondere Beschäftigte im Ausbaugewerbe und Befragte mit gutem Gesundheitszustand. Diese Einstellung erklärt auch die hohe Weiterempfehlungsbereitschaft: Sieben von zehn Arbeitnehmern würden jungen Berufseinsteigern mindestens wahrscheinlich den Betrieb weiterempfehlen, in dem sie derzeit arbeiten.
Dabei sehen fast alle Arbeitgeber (98 Prozent) in ihrem Betrieb jüngere und ältere Mitarbeiter gleichermaßen wertgeschätzt – aber nur zwei Drittel der Arbeitnehmer. Diese Lücke können Handwerksbetriebe zum Beispiel durch ein gezieltes betriebliches Gesundheitsmanagement schließen. Schließlich profitieren Betriebe durch eine möglichst lange Bindung von älteren Mitarbeitern nicht nur von einem reichen Erfahrungsschatz, sondern beugen auch dem Fachkräftemangel vor.
Attraktiv wie eh und je: So sexy ist das Handwerk
Wie attraktiv ist der eigene Beruf? Die befragten Arbeitgeber denken mehrheitlich (79 Prozent), dass ein Beruf im Handwerk für junge Menschen heute wahrscheinlich oder sogar auf jeden Fall attraktiv ist. Unter den Arbeitnehmern gehen die Meinungen auseinander: Über die Hälfte (54 Prozent) glauben, dass sich auch die nächste Generation für Handwersberufe begeistern kann. 45 Prozent zweifeln noch daran, ob sich genügend Nachwuchs finden wird. Der Trend geht allerdings in die richtige Richtung: Vor der Corona-Krise waren es noch 47 Prozent. Die Krisenfestigkeit des Handwerks hat also Eindruck hinterlassen bei den Befragten.
Pluspunkt Familienfreundlichkeit: Hohe Flexibilität macht es möglich
Flexibilität ist Trumpf: Bei einer klaren Mehrheit von 86 Prozent aller befragten Arbeitgeber ist es problemlos möglich, dass ein Mitarbeiter – etwa aus familiären Gründen – kurzfristig einen Tag frei nehmen kann. Auch die Beschäftigten im Handwerk bestätigen mit großer Mehrheit (81 %), dass ein kurzfristiger freier Tag in ihrem Betrieb problemlos machbar wäre.
Ein klarer Vorteil gegenüber anderen Branchen, denn das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielt gerade für jüngere Fachkräfte eine wichtige Rolle. Hier schafft das Handwerk also beste Voraussetzungen, um auch in Zukunft für Nachwuchstalente attraktiv zu bleiben.
Einsatz für die Gesundheit zahlt sich aus
Wenn es um die Gesundheit im Betrieb geht, stehen für Arbeitgeber die Themen Arbeitssicherheit (95 Prozent) und Rückengesundheit (79 Prozent) im Vordergrund. Die Beschäftigten legen die Priorität dagegen auf Entspannung und Stressreduzierung (58 Prozent), gefolgt von der Rückengesundheit (49 Prozent). Mehr als jeder dritte Arbeitnehmer (38 Prozent) bekundet zudem Interesse an digitalen Gesundheitsangeboten. Dabei würden interessierte Arbeitnehmer Angebote zu Bewegung, gesunder Ernährung und Stressbewältigung am ehesten nutzen.
Die Bereitschaft der Arbeitgeber, solch digitale Angebote zur Verfügung zu stellen, ist durch die Corona-Situation leicht gestiegen. Ein betriebliches Gesundheitsmanagement kann Unternehmen dabei unterstützen, die Gesundheit ihrer Mitarbeiter mit den passenden Vorsorgeangeboten zu stärken.
Dadurch steigen gleichzeitig auch Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit, denn: Das persönliche Gesundheitsempfinden beeinflusst den Blick auf den Beruf. Bei den Angaben zur Arbeitszufriedenheit, der erneuten Wahl eines Handwerksberufs und zur Empfehlung an junge Leute fällt das Urteil der Beschäftigten umso positiver aus, je gesünder diese nach eigenen Angaben sind.
Chancen kultureller Vielfalt nutzen
Die Mehrheit der Unternehmen im Handwerk hat aktuell Schwierigkeiten, qualifizierte Mitarbeiter zu finden – besonders im Ausbaugewerbe klagen überdurchschnittlich viele Arbeitgeber über Schwierigkeiten bei der Rekrutierung. Eine Lösung heißt hier: Vielfalt fördern. Drei Viertel der Arbeitgeber und über die Hälfte der Beschäftigten im Handwerk (57 Prozent) halten es für eine gute Idee, Mitarbeiter mit ausländischen Wurzeln zu beschäftigen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.
70 Prozent der befragten Beschäftigten geben an, schon jetzt in Firmen mit ausländischen Mitarbeitern zu arbeiten. Dabei stellt die Integration offenbar kein Problem dar. Die Zusammenarbeit mit ausländischen Kollegen klappt für 84 Prozent der Arbeitnehmer „sehr gut“ oder „gut“ – rund jeder Dritte empfindet sie sogar als Bereicherung. Offenheit für interkulturelle Teams zeigt sich auch in der Bereitschaft, ausländischen Kollegen aktiv bei der Integration zu helfen. Mehr als 70 Prozent der befragten Arbeitnehmer würden Kolleginnen und Kollegen etwa beim Spracherwerb oder bei Behördengängen unterstützen.