Leben mit Defibrillator: Das sollten Sie mit Implantat beachten

Muss man im Alltag mit einem implantierten Defibrillator ständig vorsichtig sein? Immerhin können elektromagnetische Felder die Funktion von elektrischen Geräten beeinträchtigen. Und was ist eigentlich bei Aktivitäten, wie Autofahren, Fliegen oder Sex?

Ärzte implantieren einen Defibrillator bei Menschen mit lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen. Das Gerät erkennt, wenn das Herz aus dem Takt gerät und reagiert mit elektrischen Impulsen, um damit einen plötzlichen Herztod zu verhindern. Defibrillatoren werden sowohl bei Menschen eingesetzt, die mit einer angeborenen Herzkrankheit leben, als auch bei Patienten, die bereits reanimiert werden mussten.

Nicht zu verwechseln ist der Defibrillator mit einem Herzschrittmacher. Dieser sendet regelmäßig elektrische Impulse aus, um das Herz zu unterstützen. Der Defibrillator dagegen wird nur dann aktiv, wenn der Herzrhythmus so schnell wird, dass das Leben der Patientin oder des Patienten auf dem Spiel steht.

Wie gestaltet sich der Alltag mit Defibrillator?

Nach der Implantation braucht der Körper Erholung, doch nach einer gewissen Zeit können Patienten wieder in ihren gewohnten Alltag zurückkehren. Vieles ist nach wie vor möglich, allerdings sollten Herzpatientinnen oder -patienten in manchen Situationen besonders vorsichtig sein. Sowohl Menschen mit implantiertem Defibrillator als auch deren Angehörige sollten sich damit auseinandersetzen, welche Dinge im Leben mit der zugrunde liegenden Krankheit sowie dem medizinischen Gerät zu beachten sind. Hierzu sagt Angelika Däne, Vorsitzende des Selbsthilfe-Netzwerks HERZ IN TAKT DEFI-LIGA e.V.: "Wer einen Defibrillator erhält, ist medizinisch gut versorgt. Mit der Implantation rücken aber auch soziale und manchmal sogar existenzielle Fragen in den Vordergrund. Hier können Selbsthilfegruppen helfen, Informationen zu bündeln, Erfahrungen weiterzugeben und Betroffene in Kontakt zu bringen. Kurzum: das Leben wieder aktiv in die Hand zu nehmen.“ 

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Defibrillator und Elektrogeräte

Defibrillatoren reagieren tatsächlich empfindlich auf elektromagnetische Felder, die von elektrischen Geräten ausgehen. Allerdings heißt das nicht, dass man nun alle Haushaltsgeräte mit Stromanschluss aus dem Haus verbannen muss: Denn moderne Defibrillatoren haben einen eingebauten Schutz gegen diese Felder.

Die meisten Geräte sind daher ungefährlich für den Defibrillator und können mit einem Abstand von mindestens 15 Zentimetern benutzt werden – als Faustregel können sich Betroffene angewöhnen, Geräte mindestens eine halbe Armlänge vom Körper entfernt zu bedienen. Wer mit einem Defibrillator lebt, sollte sich außerdem angewöhnen, einen genaueren Blick in die Gebrauchsanweisung eines Gerätes zu werfen. Enthalten sie einen Warnhinweis, sollten Sie diesen im alltäglichen Gebrauch ernst nehmen. Meist ist das bei folgenden Elektrogeräten der Fall:

Bei diesen Geräten sollten Sie Abstand halten

  • WLAN-Router

    mindestens 15 bis 20 cm

  • Fernsteuerungen

    zum Beispiel für ferngesteuertes Spielzeug oder Drohnen: mindestens 15 bis 20 cm

  • Lautsprecherboxen

    mindestens 50 cm

  • Induktionsherde

    mindestens 30 bis 50 cm

  • Werkzeuge mit Motor

    zum Beispiel Winkelschleifer, Bohrmaschinen, Stichsägen, Heckenscheren: mindestens 30 bis 50 cm

  • Warensicherung im Einzelhandel

    Hier gilt: zügig durchgehen

Diese Geräte sollten Sie meiden

  • Heizdecken

  • Magnetische Matratzenauflagen

  • Körperfettwaagen

  • Elektrische Schweißgeräte

Was ist auf Reisen zu beachten?

Auch mit einem implantierten Defibrillator können Sie weiterhin in den Urlaub fahren. Patientinnen und Patienten sollten sich nur etwas mehr Zeit für die Planung nehmen und sich selbst gut einschätzen. Wie gut verträgt der Körper die Hitze? Muss es wirklich ein langer Flug sein? Wie sicher fühlen Sie sich auf langen Autofahrten?

Der Defi-Ausweis und die Medikamente gehören in jedem Fall ins Handgepäck. Bei einer Flugreise zeigen Sie diesen beim Sicherheits-Check am Flughafen vor. Anstatt gescannt, werden Sie dann manuell abgetastet.

Bevor Sie mit dem Auto in den Urlaub fahren, sollten Sie klären lassen, ob Sie aus medizinischer Sicht fahrtauglich sind. Je nachdem, aus welchem Grund das Aggregat implantiert wurde, müssen Betroffene zwischen drei Wochen und drei Monaten auf dem Beifahrersitz Platz nehmen: Wer den Defibrillator vorsorglich trägt, muss weniger lange warten. Wer aber bereits eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung hatte, darf sich mindestens drei Monate lang nicht hinters Steuer setzen. Die drei Monate Fahrpause beginnen außerdem aufs Neue, sobald der Defibrillator eine Rhythmusstörung beenden musste.

Das gehört ins Handgepäck:

  • Defibrillator-Ausweis

  • Medikamente und Reserve-Medikamente für mindestens drei Tage

  • Adressen von Ärztinnen, Ärzten und Kliniken am Urlaubsort

  • Aktueller Arztbrief

  • Medikamentenliste

  • Krankenkassenkarte

  • Impfpass

  • Wenn vorhanden: Allergiepass

  • Wenn vorhanden: Marcumar-Ausweis

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Mit Sicherheitsvorkehrungen unbeschwert leben

Mit ein paar Sicherheitsvorkehrungen lässt sich der Alltag in der Regel gut meistern. Informieren Sie sich vor dem Kauf neuer Geräte, ob es zu Komplikationen mit dem Defibrillator kommen kann. Oder halten Sie sich an offizielle Empfehlungen und fragen Sie Ihren Arzt.

Ein Beispiel: Kontrollschleusen am Eingang von Geschäften. Viele Systeme sind unbedenklich, doch das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt, zügig und mittig durch den Schleusenbereich durchzugehen. 

Beim Telefonieren ist es ratsam, das Telefon an das Ohr zu halten, das am weitesten vom Defibrillator entfernt liegt. In der Brusttasche sollten Sie es nicht aufbewahren, auch Handyketten zum Umhängen sind nicht geeignet, da das Smartphone oder Handy dann oft auf Brusthöhe hängt.

Sex mit dem Defibrillator

Ein sensibles Thema, das im Arztgespräch oft ausgeklammert wird: Sexualität. Nach einer Implantation sollte Überlastung verhindert werden – muss man daher mit Defibrillator auf Sex verzichten? Und wie wirkt sich die OP auf die Libido aus?

Die gute Nachricht: Für die meisten Patienten ist Sex nach der Implantation weiterhin möglich und kann sogar einen positiven Effekt haben. Wenn man sich nicht völlig verausgabt, ist die Anstrengung beim Geschlechtsverkehr vergleichbar mit Treppensteigen in den zweiten Stock. Wie belastbar Patienten nach dem Eingriff sind, sollten sie mit ihrem Arzt besprechen.

Wichtig ist außerdem, auf den eigenen Körper zu hören und eine Pause einzulegen, falls man sich unwohl fühlt. Mit einem ausgedehnten Vorspiel kann man sich langsam vortasten und den Körper auf Temperatur bringen. Auch eine entspannte Atmosphäre ist hilfreich. Sollte der implantierte Defibrillator beim Liebesspiel einen Schock auslösen, ist dieser unbedenklich für Partnerin oder Partner – einen Stromschlag können die Geräte nicht an andere verteilen.

Sexuelle Aktivität wenige Monate nach einem Herzanfall verlängert langfristig sogar die Lebenserwartung. Zu diesem Schluss kam Professor Yariv Gerber von der Universität Tel Aviv in einer 2020 veröffentlichten Studie. Ein Grund könnte laut Gerber sein, dass Sexualität ein Zeichen für größere Fitness, verlässliche Beziehungen und psychische Widerstandsfähigkeit sein könnte. Außerdem stärkt Sex das Immunsystem, hilft Stress abzubauen und wirkt wie ein leichtes Training: der Kreislauf wird angeregt, der Puls steigt.

Lediglich in manchen Fällen kann eine Pause als Vorsichtsmaßnahme sinnvoll sein. Bei schwerer Herzinsuffizienz etwa sollte man enthaltsam bleiben, bis sich der Gesundheitszustand verbessert hat. Doch auch wer sich noch nicht fit genug für Sex fühlt, kann die Belastbarkeit langsam erhöhen und moderat Sport treiben. Umarmen und Küssen geht jedenfalls immer.

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Herzgesunde Ernährung

Für den Defibrillator selbst müssen Sie Ihre Ernährung nicht umstellen. Wohl aber, um die zugrundeliegende Herzkrankheit möglichst günstig zu beeinflussen. Das kann für viele Patienten zwar eine größere Veränderung bedeuten, hat aber auch einen großen Effekt auf die Gesundheit. Beispielsweise Grapefruits: Sie beeinflussen die Wirkung von Medikamenten und sollten deshalb nicht gegessen oder als Saft getrunken werden. Orangen und Zitronen sind hingegen unbedenklich. Weitere Hilfestellung bietet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung.

Zehn Empfehlungen der DGE

  • Möglichst vielfältig essen, überwiegend pflanzlich

  • Fünf Portionen Gemüse und Obst pro Tag essen

  • Vollkornprodukte wählen

  • Tierische Lebensmittel als Ergänzung einsetzen, nicht als Basis

  • Auf Fette achten: pflanzliche Öle und weiche Fette wählen, versteckte Fette in verarbeiteten Produkten vermeiden

  • Zucker und Salz reduzieren

  • Viel Wasser trinken

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  • Zutaten schonend zubereiten: möglichst kurz und lieber dünsten als braten

  • Genügend Zeit für die Mahlzeiten nehmen, achtsam essen und genießen

  • In Bewegung bleiben

Gesunde Ernährung fürs Herz

Diese Empfehlungen decken sich mit einer herzgesunden Ernährung. Idealerweise isst ein Patient ausreichend Obst und Gemüse, ein- bis zwei Mal pro Woche Seefisch, greift zu Vollkornprodukten und nimmt nur eine sehr kleine Menge an Süßigkeiten, fettigen Snacks und Alkohol zu sich. Auch bei Salz und Fett sollte man zurückhaltend sein.

Wer das Herz unterstützen möchte, achtet auf Vitamin C und K, Magnesium und Kalium sowie Flavonoide und Glucosinolate. Ein echtes Power-Gemüse fürs Herz ist Grünkohl – das norddeutsche Traditionsgemüse versorgt Sie mit all diesen Inhaltsstoffen.

Gesunde Ernährung beginnt schon mit dem Einkauf: Gewöhnen Sie sich den Blick auf die Zutatenliste an. Dort ist angegeben, wie viel Salz, Zucker und ungesättigte Fettsäuren enthalten sind – Nährstoffe, sie nur in sehr begrenztem Maß im Einkaufswagen landen sollten. Auch der Nutri-Score bietet eine Orientierung.

Bei der Zubereitung ist Dünsten oder Dampfgaren gesünder als Braten oder Frittieren, zudem kommt es auf die Wahl der Fette an. Herzgesündere Fette sind Öle und weiche Fette. Alle Fette, die auch bei Zimmertemperatur noch fest sind, sollten vom Speiseplan gestrichen oder zumindest reduziert werden.

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Ihre Erfahrungen aus fast 30 Jahren Selbsthilfearbeit hat die HERZ IN TAKT DEFI-LIGA zusammen mit der Autorin Birgit Schlepütz in Form eines Alltagsratgebers herausgegeben. Erschienen ist das rund 160-seitige Nachschlagewerk, das von der IKK-classic unterstützt wurde, im humboldt Verlag. Der Ratgeber ist bundesweit in jeder Buchhandlung zu beziehen und auch als pdf und als e-book erhältlich.

 

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