Inklusion heißt auch: Klassiker ab und zu in der Schublade lassen
Britta Kiwit rät: "Vor allem bei Büchern und bei Spielzeug lässt sich gut auf Diversität achten." Warum sollte etwa neben dem Puppenhaus keine Autorennbahn stehen oder die Actionfigur ein rosa Kleid tragen? "Außerdem kann man ja nicht nur die Kinderbuchklassiker wie 'Conni' oder 'Leo Lausemaus' vorlesen", so die Avalino-Gründerin. Das soll jedoch nicht heißen, dass an diesen Büchern irgendetwas falsch ist – schließlich wollen sich auch klassische Familienkonstellationen in Geschichten wiederfinden.
"Worauf ich bei Kinderbüchern sehr stark achte: Die Mischung macht’s", erzählt die Bloggerin, "denn wenn ich immer ähnliche Geschichten erzähle, zeige ich meiner Tochter die Welt nicht so, wie sie ist." Und damit könne man schon in der frühen Kindheit anfangen. Schließlich kann vorurteilsbewusste Bildung auch rein über die Bildsprache gehen.
Für Britta Kiwit sei es "das Schönste", wenn in einem Buch nicht explizit darauf eingegangen wird, dass jemand zum Beispiel zwei Väter hat oder ein Kind behindert ist, sondern dass diese Umstände selbstverständlich sind. Identifikationsfiguren in Büchern seien enorm wichtig für das Selbstwertgefühl. Daher achtet Britta Kiwit bei ihren Buchvorstellungen darauf, dass auch schwarze Kinder, Kinder mit Behinderung oder Regenbogenfamilien in den Geschichten vorkommen und die Hauptrollen spielen. So kann das Thema Inklusion also schon im eigenen Zuhause angegangen werden.
Die Branche entwickelt sich dahingehend auch zusehends positiv. "Ich sehe einen großartigen Trend", so Kiwit. Es gibt mittlerweile immer mehr kleine Verlage, die sich für mehr Vielfalt einsetzen und gegen Vorurteile vorgehen. Aber auch die großen Verlage zögen nach und veränderten ihre bisherige Arbeit: "Ravensburger hat ein Buch, das eine Baustelle zeigt, komplett überarbeitet und dafür gesorgt, dass zum Beispiel auch schwarze Bauarbeiter und auch mehrere Bagger- und Kranfahrerinnen zu sehen sind. Das finde ich großartig." Auch Lego erkannte den Trend: Mit Figuren von Wissenschaftlerinnen zeigt der Spielzeughersteller, dass auch Mädchen die vermeintliche Jungendomäge Naturwissenschaft erobern können.