Wie gehen Sie mit Streit im Unternehmen um? Je nach Art und Schwere des Konflikts und je nachdem, wer beteiligt ist, wird in den meisten Unternehmen der Ärger entweder heruntergeschluckt oder aber es wird direkt abgemahnt, gekündigt oder der Anwalt eingeschaltet. Doch wenn die Streithähne zukünftig noch harmonisch und konstruktiv im Team zusammenarbeiten sollen, sollten sie eine alternative Lösung erwägen: die Mediation.
Mediation im Unternehmen ist eine effektive Methode, um Konflikte zu lösen – friedlich, ohne vor Gericht zu ziehen. Durch eine neutrale Person, den Mediator, werden die Konfliktparteien darin unterstützt, gemeinsam eine Lösung zu finden. Hier erfahren Sie als Führungskraft alles Wichtige über den Einsatz von Mediation im Unternehmen und erhalten Praxistipps von einer Expertin.
Wann ist Mediation sinnvoll?
Mediation ist eine sinnvolle Methode bei innerbetrieblichen Konflikten, die die Beteiligten nicht selbst lösen können. Denkbar ist beispielsweise, dass unterschiedliche Mitarbeitertypen sich nicht einigen können oder Projekte nicht rechtzeitig abgeschlossen werden können, es Streit mit der Führungskraft gibt oder zu Problemen in der Kommunikation kommt. Doch auch bei Konflikten mit Personen außerhalb des Unternehmens (z. B. mit Kundinnen und Kunden oder Lieferantinnen und Lieferanten) ist Mediation gut einsetzbar.
Mediation ist – im Gegensatz zum Rechtsstreit – eine freiwillige Maßnahme, bei der alle Beteiligten aktiv am Entscheidungsprozess beteiligt sind und die Bereitschaft mitbringen müssen, eine Lösung des Konflikts zu erarbeiten, die für alle akzeptabel ist. Wird sie in einem möglichst frühen Stadium eingesetzt, kann Mediation helfen, eine Eskalation des Konflikts zu vermeiden.
Katharina Meier, Nachfolgemoderatorin der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, erklärt: „Wo viele Menschen täglich für mehrere Stunden zusammenkommen, treffen zwangsläufig unterschiedliche Interessen und Meinungen aufeinander. Das führt nicht selten zu Spannungen, Differenzen und Konflikten. Schon bei ersten Anzeichen wie etwa Ungeduld, Verärgerung, Zweifel oder Misstrauen, kann Mediation hilfreich sein.“
Konflikte haben, laut der Expertin, früher oder später immer auch Auswirkungen auf das produktive Miteinander im Unternehmen und die wirtschaftliche Situation. Finden beteiligte Mitarbeitende, Führungskräfte, Chefinnen und Chefs einen aktiven Umgang mit Konflikten, bieten Instrumente wie Mediation oder Konfliktmoderation die Möglichkeit, schwierige Situationen und Differenzen effektiv zu bewältigen. Wirtschaftlichen Einbußen und Mitarbeiterfluktuation kann so kostengünstig und nachhaltig entgegengewirkt werden.
Wie arbeiten Mediatoren?
Mediation ist eine Methode, bei der eine Mediatorin oder ein Mediator als unparteiische dritte Person die Konfliktparteien im Unternehmen dabei unterstützt, ihre Positionen und Interessen zu verstehen und gemeinsam auf eine Lösung hinzuarbeiten. Als Vermittlerin bzw. Vermittler in einem strukturierten Prozess der Lösungsfindung übernimmt sie oder er die Gesprächsführung und hilft den Beteiligten, vorhandene Blockaden zu überwinden, damit sie konstruktiv und effektiv miteinander kommunizieren und so eine für alle Beteiligte annehmbare Lösung erzielen können.
„Mediatoren leiten das Mediationsgespräch, indem sie die richtigen Fragen stellen, den Streitparteien aktiv zuhören, das Gesagte strukturieren und dabei helfen, Lösungen zu finden. Mediation setzt dabei auf die Eigenverantwortung der Konfliktparteien und eine kooperative Konfliktregelung“, so Katharina Meier.
Ab welcher Betriebsgröße sollten Mitarbeitende eine Weiterbildung zum Mediator machen?
Dafür gibt keine festgelegte Betriebsgröße, vielmehr hängt es von den Bedürfnissen des Unternehmens und des Teams ab. In Unternehmen, in denen es häufig zu Konflikten oder ungelösten Streitigkeiten kommt, kann es sinnvoll sein, dass mindestens ein Teammitglied eine Weiterbildung in Mediation absolviert, um als Ansprechpartner und Vermittlerin oder Vermittler fungieren zu können. Dies hilft, Konflikte innerhalb des Teams effektiver zu lösen und ein positives Arbeitsklima zu fördern, was sich in Unternehmen jeder Größe positiv auswirken kann.
„Eine Weiterbildung in diesem Bereich kann unabhängig von der Betriebsgröße gemacht werden“, so Katharina Meier. „Vielmehr stellt sich die Frage, ob ein ausgebildetes Teammitglied als Mediator von den Konfliktparteien akzeptiert und Mediation überhaupt in Anspruch genommen werden würde. Bei kleineren Betriebsgrößen zeigt die Praxis, dass eher auf unternehmensfremde Mediatoren zurückgegriffen wird. Dennoch kann die Ausbildung dazu genutzt werden, neue Kenntnisse in Gesprächsführung zu erlangen. Besonders Führungskräfte können bei Mitarbeitergesprächen oder Kundengesprächen davon profitieren.“
An wen können sich Betriebsinhabende mit Fragen zum Thema Mediation wenden?
Folgende Organisationen können hier weiterhelfen:
Kammern
Viele Handwerkskammern haben bereits ausgebildete und zum Teil zertifizierte Mediatorinnen und Mediatoren, die Mitgliedsbetrieben Fragen zur Mediation im Allgemeinen beantworten und bei Bedarf mit Mediation im Unternehmen unterstützen. Ebenso die örtlichen Industrie- und Handelskammern.
Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)
als Spitzenverband der deutschen Wirtschaft und Interessenvertreter von einer Million Handwerksbetrieben
Zentralfachverbände einzelner Gewerke
z.B. Verband der Schornsteinfeger oder der Verband der Maler und Lackierer
Rechtsanwälte, die zertifizierte Mediatoren sind
über die örtliche Rechtsanwaltskammer
Wirtschaftsmediatoren
z.B. über die Deutsche Gesellschaft für Mediation in der Wirtschaft e.V. (DGMW)
Es empfiehlt sich, vor der Wahl einer Mediatorin oder eines Mediators sicherzustellen, dass diese oder dieser über die notwendige Qualifikation und Erfahrung verfügt.