Schmerz statt Geschmack: Wie wirkt scharfes Essen?
Aber was genau passiert eigentlich im Körper, dass wir beim Verzehr von Lebensmitteln wie Chili, Meerrettich oder Senf Schärfe schmecken? Verantwortlich dafür sind die darin enthaltenen Scharfstoffe wie Capsaicin (Chili), Senföle (Meerrettich und Wasabi), Piperin (Pfeffer), Allicin (Knoblauch) oder Gingerol (Ingwer), die zur Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe gehören und bei Verzehr einen Schmerzreiz im Mund auslösen:
„Wenn wir Lebensmittel konsumieren, haben wir bestimmte sensorische Eindrücke. Einer davon ist auch der Geschmack: Über die Zunge werden verschiedene Geschmacksnuancen wie süß, salzig, sauer, bitter oder umami wahrgenommen, die wir dann als angenehm oder weniger angenehm empfinden. Wenn wir allerdings etwas Scharfes essen, dann wird diese Empfindung nicht über die Zunge und die Geschmackspapillen wahrgenommen, sondern das scharfe Essen löst bei uns einen Schmerzreiz aus – und den spüren wir dann“, erklärt Klaus Nigl, Leiter des Studiengangs Diätologie am Campus Gesundheit des Ordensklinikum Linz Elisabethinen. Im Grunde ist Schärfe also keine Geschmacksrichtung wie süß oder salzig, sondern vielmehr eine Schmerzempfindung.
Diese Schmerzschwelle ist bei jedem Menschen individuell und auch Gewohnheitssache, weshalb die einen Schärfe besser, die anderen weniger gut vertragen. Ist man schon seit der Kindheit an scharfes Essen gewöhnt oder isst man regelmäßig scharf, gewöhnen sich die Schmerzrezeptoren immer mehr an den Schmerzreiz und man empfindet es als weniger schmerzhaft bzw. „scharf“.
Aufgrund des Schmerzreizes schüttet der Körper daraufhin das Glückshormon Endorphin aus – weshalb scharfe Lebensmittel wie Chilis auch als „Glücklichmacher“ gelten.